Pressespiegel.... einige Ausschnitte aus Konzertbesprechungen....
Südkurier, Oktober 2014 Höchstleistung im Münster Überlingen - Münster- und Kammerchor brilliert mit Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ im Überlinger Münster Einen ganz großen Wurf gelang dem Münster- und Kammerchor Überlingen, dem Münchener Orchester L'arpa festante auf historischen Instrumenten, und den Solisten Sybilla Rubens (Sopran), Andreas Weller (Tenor) und Konstantin Wolff (Bass) unter der Leitung von Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau. Bild: Conrads Für den durchaus erfolgsgewöhnten Überlinger Münster- und Kammerchor ist ausgeprägter Applaus nicht gerade eine Seltenheit. Aber der stehende, frenetische Applaus und die nicht enden wollenden Bravo-Rufe des völlig begeisterten Publikums nach der großartigen Aufführung von Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ im Überlinger Münster sprengen wohl bisherige Maßstäbe. Bei diesem Konzert hatte einfach alles gestimmt. Das Konzert war zweifellos nicht nur für die Zuhörer im nahezu ausverkauften Münster ein prägendes Erlebnis, sondern spürbar auch für die Ausführenden mit dem Überlinger Münster- und Kammerchor, verstärkt durch einige Mitglieder der Jugendkantorei, dem Münchener Barockorchester L'harpa festante, den Solisten Sybilla Rubens (Sopran), Andreas Weller (Tenor), Konstantin Wolff (Bass) und der Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau als künstlerische Leiterin und Dirigentin. Der Chor war in Höchstform. Nach stark gedämpft gesungenem Chorsatz „Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche des Wassers“ skandierten rund 80 Kehlen im Fortissimo und unterstützt vom Orchester „Und es ward Licht“; bereits nach 85 Takten eine Akklamation, die Gänsehaut hervorrief. Mit makelloser Intonation, sehr guter Sprachkultur und breit angelegter Dynamikfähigkeit ließ der Chor keine Wünsche übrig. Zudem zeigten die Sänger ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und überzeugende Präsenz bei den Einsätzen, Sicherheit bei Koloraturen und trotz langem Stehen noch die Ausdauer, um das Fugato „Des Herren Ruhm“ im Schlusssatz kraftvoll herüber bringen zu können. Auch das Orchester überzeugte auf ganzer Linie. Authentizität im Klang, wie zu Haydns Zeit, hatte das Orchester dadurch, dass es auf historischen und historisierend gebauten Instrumenten spielte. Ob Holzbläser oder Streicher, der Orchesterklang erlaubte einen Eindruck, wie das Orchester zu Haydns Zeit geklungen hatte. Für den Basso continuo hatte man sogar eigens einen Nachbau eines historischen Hammerklaviers herangeschafft. Überzeugend war nicht nur der Klang, sondern auch die Dynamik, mit der das Orchester spielte. Die fein dosierten Crescendi beispielsweise beim „Chaos“ in der Ouvertüre, als auch beim von Haydn komponierten „Sonnenaufgang“ bewiesen für die musikalische Gestaltung eine unglaubliche Sensibilität. Ein Glücksfall waren schließlich die drei Solisten. Rubens brillierte mit klarer Stimme und überschäumend fröhlichem Ausdruck. Andreas Weller, in Überlingen kein Unbekannter, stellte mit seiner Tenorstimme eine wunderschöne Fähigkeit des lyrischen Gesangs unter Beweis. Auch die Bassstimme war mit Konstantin Wolff hervorragend besetzt. Alle diese „Fäden“ hatte Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau souverän in der Hand. Mit ihrem Dirigat zeigte Jäger-Waldau ein treffsicheres Gefühl für die facettenreiche, wirkungsvolle und spannende, musikalische Gestaltung des Oratoriums. Die Tempi stimmten perfekt und bei den zahllosen Fermaten gab sie genügend Raum sowohl für spannungssteigernde Generalpausen, als auch für virtuose Verzierungen im Gesang der Solisten. Manche Publikumsstimmen meinten, dass Haydns Schöpfung Jäger-Waldaus bislang gelungenstes Konzert war. Man mag es gerne glauben. Bernhard Conrads Der Klang des Himmels: Kinder hören Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ Überlingen - Im Überlinger Münster kam am Samstag Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ in einer Fassung für Kinder zur Uraufführung. Orchesterwart Michael Gusenbauer (links) und Musiker Franz Rauch im Zwiegespräch über die Entstehung der Welt. Das Kinderkonzert „Die Schöpfung“ nach Joseph Haydn in einer Fassung von Michael Gusenbauer wurde am Samstag im Überlinger Münster uraufgeführt. Bild: Lauterwasser „Wie konnte der Haydn das erraten?!“ Diese Frage stellte sich der im Hausmeisterkittel auftretende Orchesterwart Michael Gusenbauer immer wieder. Er kennt sich mit der Anfang des 20. Jahrhunderts aufgekommenen Urknalltheorie aus. Sein Gegenpart ist Orchestermusiker Franz Rauch. Dieser versteht wiederum die bilderreiche Sprache der Musik von Joseph Haydn, und damit auch das 1798 zu Beginn der Aufklärungszeit entstandene Oratorium „Die Schöpfung“, das in Originalauszügen in der Fassung eines Kinderkonzerts am Samstag im Überlinger Münster uraufgeführt wurde. Der erste Gänsehautmoment lässt nicht lange auf sich warten. Als das Orchester musikalisch die Entstehung der Welt vertont und der Gesamtchor aus Jugendkantorei sowie Münster- und Kammerchor Gottes Worte erstrahlen lässt: „Es werde Licht!“. Da ist die Frage erlaubt, ob sich das nicht tatsächlich wie ein Urknall angehört hat. Die Kinder sind gebannt dabei. Sie lachen, wenn die Meteoriten den schauspielerisch begabten Moderatoren musikalisch um die Ohren sausen, hören das vertonte Blubbern der Gasblasen und die dramatische Musik zur giftigen, nicht einzuatmenden Luft. Das mit Kamera eingefangene und auf Großleinwände übertragene Geschehen lässt alle Zuhörer unmittelbar teilhaben. Und was der naturwissenschaftlich erläuternde Orchesterwart erzählt, passt dabei herrlich zur von Haydn komponierten Musik. Wenn dann mit samtenem Schimmer der Mond aufgeht, besungen von Tenor Andreas Weller, oder das frische Grün mit der blühenden Stimme von Sopranistin Sibylla Rubens zur floral geschmückten Münsterdecke empor sprosst, gibt es ruhige Momente. Spannend wird es, wenn Bass Konstantin Wolff das kriechende Gewürm besingt und den vor Freude brüllenden Löwen ins Münster stellt. Wale schwimmen durch den Kirchenraum, die im Kontrabass zu sehen sind. Und wie kam der Haydn nur auf den Dinosaurier ähnlichen Ton des Kontrafagotts? Konnte er sich Dinge vorstellen, die er noch nie gesehen hatte? So wie es den kleinen und großen Zuhörern mit Haydns Musik gelang, sich all das vorzustellen? Dass die Kinder auf diese schöne Schöpfung aufpassen werden, mit dieser Zuversicht gehen die Erzähler ab, während der Chor anstimmt: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“. Christine Gäng Kinderkonzert Franz Rauch ist Bratschist, Michael Gusenbauer Violinist im Barockorchester „L'arpa festante“. Nach Bachs Weihnachtsoratorium und Johannespassion hat Gusenbauer auf Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ basierend ein Kinderkonzert gestaltet – die beiden letztgenannten im Auftrag der Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau. Unter ihrer Leitung fand die Uraufführung im Überlinger Münster statt. Doch wie kam Gusenbauer auf die Idee, geistliche Musik für Kinder zu erzählen? „Das ist mir einfach passiert. Mir ist bei Aufführungen von Bachs Weihnachtsoratorium aufgefallen, dass oft Kinder mitgebracht wurden, obwohl das ja keine Kindermusik ist“, erklärt Gusenbauer. Als Salzburger ist er mit der Tradition des Adventssingen als Schauspiel vertraut und so kam ihm die Idee: „Das ist auch mit den Arien Bachs machbar.“ Er will Kindern ermöglichen, selbst zu erkennen, „was Qualitätsmusik ist und was Mist“. (cg) Südkurier, 28.Mai 2014 Hochkarätiges Chor- und Orgelkonzert zu Ehren der Gottesmutter Der Organist Dieter Hubov und der Münster- und Kammerchor begeistern das Publikum im Überlinger Münster mit Vertonungen der jahrhundertealten marianischen Texte. Balsam für die Ohren ist das wunderschöne geistliche Chor- und Orgelkonzert im Überlinger Münster gewesen. Ob es dem schönen Wetter oder den Wahlen geschuldet war, dass das Konzert nur mäßig besucht war? Man weiß es nicht. Für die erschienenen Zuhörer hat sich der Konzertbesuch sehr gelohnt. Unter dem Titel „Ave Maria“ boten der Münster- und Kammerchor Überlingen unter der Leitung von Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau sowie der Organist Dieter Hubov aus Arbon Vertonungen der jahrhundertealten, marianischen Texte „Ave Maria“, „Ave verum“ und „Ave maris stella“, die allesamt die Verehrung der Gottesmutter Maria zum Ausdruck bringen. Das gebotene Programm war hochkarätig und ist in dieser Form wohl extrem selten zu hören. Jäger-Waldau stellte die von verschiedenen Komponisten verschiedener musikhistorischer Epochen komponierten Vertonungen gegenüber und hatte aus dem überreichen Fundus marianischer Vertonungen traumhaft schöne Chorsätze herausgesucht. Hubov ergänzte dies mit Orgelwerken gleicher Thematik. Das ein so gestaltetes Konzert überaus emotional ist, liegt auf der Hand. Jahrhunderte alt und immer noch aktuell ist die tiefe Marienverehrung, nicht ausschließlich, aber besonders innerhalb der katholischen und byzantinisch-orthodoxen Kirchengemeinschaften. Und selbst in lutherischen Kirchen, in denen die Marienverehrung in der Praxis kaum eine Rolle spielt, gilt Maria als Vorbild des Glaubens. „Marias unerschütterliche Glaube an Gott, ihr Vertrauen hat die Menschen schon immer fasziniert und begeistert“, ist im gut gestalteten Programmheft zum Konzert zu lesen und genau das spiegelt sich trefflich in den Vertonungen wieder. Ob schlichte Gregorianik, Chorsätze der Renaissance, des Frühbarock, der Romantik bis zur zeitgenössischen Musik, sie alle transportieren die Verehrung Marias auf zutiefst ergreifende Weise. Aus musikalischer Sicht ist dabei die Gregorianik, die auch nach vielen Jahrhunderten absolut nichts an ihrer Strahlkraft eingebüßt hat, der Ausgangspunkt. Somit ist es kaum verwunderlich, wenn die Gregorianik auch in Chorsätzen und Orgelwerken entweder, wie bei Hans Leo Hasslers „Ave Maria stella“, integriert oder zitiert wird, oder zumindest hin und wieder durchblitzt. Ob einstimmige Gregorianik, vierstimmiger Satz, Doppelchörigkeit, ob Vokal- oder Orgelmusik, solche Werke berühren zutiefst. Und sowohl dem Münster- und Kammerchor als auch Dieter Hubov an der Orgel gelang es, diese Emotionalität überzeugend herüber zu bringen. Hubov spielte die Orgelwerke transparent mit abwechslungsreichen, klangfarbigen Registrierungen. Der Münster- und Kammerchor überzeugte mit bester Textverständlichkeit, sehr schöner Dynamik und auch hinsichtlich Intonation war der Chor sehr souverän. Langer Applaus. Bernhard Conrads
Südkurier, 03. Juli 2013 Dem
Münster- und Kammerchor Überlingen und der Südwestdeutschen
Philharmonie Konstanz sowie den Solisten gelang es, die packende
Dramatik des Oratoriums „Elias“ erlebbar zu machen. Die Leitung hatte
Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau. „Die letzte Note des Elijah ging unter in einem Unisono von nicht enden wollenden Applaussalven von tosendem Lärm“ schrieb 1846 der Rezensent der London Times über die Uraufführung des Oratoriums „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Begeisterung des Publikums über die Aufführung des gleichen Werkes im ausverkauften Überlinger Münster ist durchaus vergleichbar.
Mit
Bravo-Rufen, Fußgetrappel und Standing Ovations ließen die Zuhörer
keinen Zweifel daran, dass der Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau mit
dem Münster- und Kammerchor Überlingen, der Südwestdeutschen
Philharmonie Konstanz und Solisten eine großartige Aufführung gelungen
war. Natürlich ist das alttestamentarische Sujet ein dankbarer
Lieferant fesselnder Dramatik, die dann das ganze Werk durchzieht. Hervorzuheben
sind nicht nur die packenden „Hilf Herr“-Rufe und die plastisch
wirkende Gottesbegegnung des Elias sowie die furiose, kraftvolle
Himmelfahrt des Elias, sondern auch die zarten Töne des Chors im
demütigen, andachtsvollen „Wirf dein Anliegen auf den Herrn“ und im
überirdischen Engelschor „Denn er hat seinen Engeln befohlen“, der
schwelgerisch auf geniale Weise den Trost des Psalms 91 transportiert. Bernhard Conrads
Südkurier, 28. November 2012
Mit einem ausgezeichneten geistlichen Konzert haben im Überlinger Münster der Münster- und Kammerchor Überlingen unter der Leitung von Melanie Jäger-Waldau sowie der Konstanzer Organist Martin Weber an der großen Nikolausorgel überzeugt. Das wohldurchdachte Programm enthielt teils selten zu hörende Kompositionen der Chor- und Orgelliteratur und war dreigeteilt. Der erste Teil war dem katholischen Christkönigsfest gewidmet, das zur Erinnerung an die Macht und die Herrlichkeit Jesu Christi gefeiert wird. Kraftvoll und packend intonierte der hervorragend disponierte Chor „Laudate Dominum“ des zeitgenössischen, norwegischen Komponisten Knut Nystedt, nicht weniger überzeugend jubelten die Sänger mit Mendelssohn-Bartholdys „Jauchzet dem Herrn alle Welt“: Ein fantastischer Chorsatz mit seinen alternierend singenden Männer- und Frauenchören. Imposant erklang Peter Planyavskys „Lobet den Herrn vom Himmel her“ mit effektvollen, ständigen „Lobet“-Repetitionen. Als überaus passender Übergang zum Thema Totensonntag (Erinnerung an die erkennbare äußere Grenze des menschlichen Lebens) beziehungsweise Ewigkeitssonntag (Trost in der Angst vor dem Sterben) spielte Martin Weber das klagende, in c-Moll gefasste Präludium und Fuge von J.S. Bach. Ausdrucksstark präsentierte sich das griffige Präludium mit einer Fülle von Motiven, dem klar und transparent die Fuge folgte. Der gleichnamigen Kantate entnommen war der Choral von Bach „Ach, wie flüchtig, ach, wie nichtig“, der treffend die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens umschreibt. Nicht nur hier zeigte der Chor eine vorbildliche Sprachkultur und einen sehr ausgewogenen Klang. Beeindruckend kraftvoll überzeugten die sonoren Bässe. Die Motette „Komm, Jesu, komm“ ist ein Meisterwerk Bachs mit dichtester musikalischer und textlicher Aussagekraft, das einst der Theologe Philipp Spitta schon als das „ebenso großartige wie tief rührende Bild innigsten Sterbeverlangens“ rühmte. Das doppelchörige Werk verlangt vom Chor durch seine häufigen Intervallsprünge eine extrem hohe Intonationssicherheit. Das Orgelwerk „Deuils“ (Trauer) begann der Komponist Jehan Alain im Jahr 1937 zu komponieren, nachdem er vom Tod seiner Schwester Marie-Odile erfahren hatte. Alains quasi in Töne gegossene Trauerbewältigung beinhaltet eine auf den Nahen Osten zurückgehende Tonalität mit Repetitions- und Ostinatotechnik, ein Orgelstück, das Weber, klangfarbig registrierend, sehr berührend spielte. Der dritte Teil des Konzerts, dem „Leben mit Gott und im Glauben“ gewidmet, beinhaltete drei erlesene romanische Chorwerke von Camille Saint-Saens, Josef Gabriel Rheinberger und Moritz Hauptmann. Mit der Motette „Ubi Caritas“ erklang eines der nur wenigen Chorwerke faszinierender Ausstrahlung, die der überaus selbstkritische Komponist Maurice Duruflé einst zur Veröffentlichung freigegeben hatte. Jäger-Waldau hatte gewiss bewusst Felix Mendelssohn-Bartholdys achtstimmige Motette „Denn Er hat seinen Engeln befohlen über dir“ an den Schluss den Konzerts gesetzt. Mit seiner genialen kompositorischen Anlage und dem Text des Psalms 91 strahlt der Chorsatz eine unglaublich zuversichtliche Kraft aus, die der Chor überzeugend auszudrücken vermochte. Nach langem Applaus ließ Jäger-Waldau dieses Chorstück wiederholen. Bernhard Conrads
Südkurier, 19. März 2012 Johannespassion für Kinder erklärt Das Münster war sehr gut gefüllt, zahlreiche Eltern mit ihren Kindern sowie auch einzelne Erwachsene hatten sich vom Angebot der Münsterkonzerte einer Welturaufführung der Johannespassion von Johann Sebastian Bach in einer Fassung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, verfasst von Michael Gusenbauer, locken lassen und waren anschließend begeistert. Diese Art der Rezeption hatten sich der Autor und die Ausführenden sicherlich gewünscht, aber es war sicherlich ein Wagnis, denn das Sujet ist für Kinder schwierig. Herausgekommen ist eine gelungene Art von Werkbesprechung mit klug ausgewählten Musikbeispielen. In packender Weise musizierten der Münster- und Kammerchor Überlingen, die Jugendkantorei Überlingen, das Barockorchester L'arpa festante sowie die hervorragenden Solisten Monika Mauch (Sopran), Clemens Christian Löschmann (Evangelist), Martin Häßler (Jesus) und Tobias Berndt (Pilatus) unter der Leitung von Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau. Gusenbauer spricht hinsichtlich seiner Fassung von einer Höranleitung zum besseren Verstehen der Passion. Mit kindgerechter Sprache erklärt er das ungeheuerliche Passionsgeschehen, beschränkt sich allerdings dabei auf den rein menschlichen Aspekt. Das ist insofern gut, da Kinder Ungerechtigkeit und Unfairness durchaus aus eigener Lebenserfahrung verstehen können. Mit Bedacht lässt Gusenbauer den theologischen Blickwinkel außen vor, nicht nur, weil dieser in diesem Rahmen nur zeitraubend und sehr schwierig zu erklären wäre. Gusenbauer möchte seine Fassung der Johannespassion auch für Menschen anderer Religionen zugänglich machen. Jeder soll sich darin wiederfinden können. In diesem Kontext ist es begrüßenswert, dass Gusenbauer zu Beginn erklärt, dass mit dem Wort „Juden“ im Passionstext die Menschen zu verstehen sind, die im damaligen Land „Judäa“ gelebt haben. Gleichzeitig gibt Gusenbauer einen Einblick in die Kompositionswerkstatt von Johann Sebastian Bach. Er erklärt Akkorde, wie zum Beispiel den dissonanten Akkord auf dem Wort „verriet“, ohne die jungen Zuhörer mit musikalischen Fachbegriffen wie „Sekundakkord“ zu belasten. Bei der Arie „Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten“ erklärt Gusenbauer, wie Bach mittels der eingesetzten Traversflöten das Schieben und Ziehen in der Szene der Gefangennahme Jesu treffend ausdrückt. Gleichzeitig lernten die Zuhörer, was eine „Da-Capo-Arie“ ist. Bachs Vermögen, Szenen in Musik treffend umzusetzen, demonstrierte Gusenbauer mit dem Satz zur Geißelung Christi mit seinen schnellen, punktierten Notenwerten. Mit dem anschließenden, betrachtenden Bass-Arioso „Betrachte, meine Seel“ zeigte Gusenbauer auf, mit welchen musikalischen Ausdrucksmitteln Bach selbst das Passionsgeschehen kommentierte. Gusenbauer erklärte insbesondere, mit welchen musikalischen Figuren Schmerz und Trauer in der Arie „Zerfließe mein Herz“ ausgedrückt werden. Wohl aus Zeitgründen verzichtete er leider darauf, auf die selten zu hörende Instrumente wie Viola d'amore und die Oboe da caccia erklärend einzugehen. Ganz prägnant präsentierte er die Turbachöre, die die aufgeheizte Stimmung des Volkes im Passionsgeschehen so treffend widerspiegeln. Deutlich wurde, wie eine aufgeheizte Menschenmenge eine Eigendynamik entwickelt und in welcher Zwickmühle sich Pilatus befand, der aber trotz eigener Überzeugung von der Unschuld Jesu schließlich vor der tobenden Meute einknickte. Am Beispiel des dramatischen Chorsatzes „Kreuzige“ ging Gusenbauer auch auf Rhythmus und dessen Wirkung ein. Großes Lob den Chören, die so eindrücklich skandierten, dass es einem schauderte. Der Sprechchor „Dieser ist ein Übeltäter“ ohne Vertonung wirkte da fast noch bedrohlicher als der Bach'sche Originalsatz. Mit dem Schlusssatz „Ruhe wohl“ ging eine gelungene Aufführung zu Ende. Es folgte viel Applaus. Bernhard Conrads
Südkurier, 07. Juni 2011 Der
Münster- und Kammerchor Überlingen, Solisten und das Orchester L'arpa
festante unter der Leitung von Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau
gestalteten am Sonntag ein herausragend schönes geistliches Konzert. Jubelnder als in Haydns „Te Deum“ kann Gotteslob wohl kaum sein. Begleitet mit Pauken und Trompeten, scandiert der Chor kraftvoll das „Te Deum“, erst unisono, dann polyphon. Mit schwungvollem Dirigat lässt Jäger-Waldau den Chor singen, als jubelten Engel, Cherubim und Seraphim. Eindrücklich intoniert der Chor im kurzen, ruhigen Mittelteil nach lang ausgehaltener Fermate in absteigenden Harmonien das demütige Bitten an Gott um Hilfe. Ergreifend erklingt „non confundar in aeternum“ am Ende. Verzierungsreich und äußerst virtuos gestaltete der renommierte niederländische Cembalist und Organist Rien Voskuilen Haydns Orgelkonzert in C-Dur. Selbstbewusst präsentiert sich mit Voskuilens Spiel die Marienorgel im Dialog mit dem Orchester. Genau passend nimmt Jäger-Waldau das Orchester an den Stellen zurück, an denen die Orgel mit virtuosen Passagen solistisch hervortritt. Der ausgesprochen fröhliche Duktus des Orgelkonzerts erscheint im Kontrast zum folgenden „Salve Regina“. Solisten, obligate Orgel und Streicher musizieren dieses Werk mit glaubhafter Anmut und Innigkeit. Hier wird mit jedem Takt Haydns tiefe Frömmigkeit transparent. Mit Christine Wolff (Sopran), Ruth Sandhoff (Alt), Andreas Weller (Tenor) und Hanno Müller-Brachmann (Bass) waren vier Solisten gefunden, die wunderbar miteinander harmonieren und zusammen mit den Instrumentalisten ein stimmiges Ensemble bilden. Bezaubernd gelingt das zarte „Salve Regina“, das lamentierende „in hac lacrimarum valle, das zuversichtliche „Eia ergo, advocata nostra“ und das schmelzende, innigst gesungene „O clemens“. Wie das „Salve Regine“ ist auch die „Große Orgelsolomesse“, der Titel sagt es bereits, ein Werk, in denen die Orgel nicht nur im „Benedictus“ reizvoll figurierte, solistische Partien hat. Nicht nur im fugierten „Kyrie“ hatte der Chor einen ausgewogenen Chorklang, trotz zahlenmäßiger Überproportionalität der Frauenstimmen. Mühelos schraubt sich der Sopran zum Beispiel im zweiten Satz intonationsrein in hohe Tonlagen. Geradezu Gänsehaut bekam man bei „Cruzifixus“. Welch eindrückliche chromatische Harmoniewechsel und spannungsgeladene Dissonanzen hat sich hier Haydn einfallen lassen! Fantastisch die Chorleistung im „Quoniam tu solu“ einschließlich dem kraftvollen „Amen“ am Ende des Satzes. Imponierend auch die Präsenz des Chores in den Einsätzen, wie zum Beispiel in der „Dona nobis“-Fuge. Christine
Wolff überzeugte mit ihrem glockenklaren Sopran so wie auch Ruth
Sandhoff mit dem warmen Timbre ihrer Altstimme. Andreas Weller
faszinierte mit seinem Einfühlungsvermögen und seiner schönen
Tenorstimme. Der Bass von Hanno Müller-Brachmann sang sehr
differenziert und dort, wo es gefordert war, mit wunderbar
kräftig-sonorer Stimme. Ein dankbares Publikum honorierte dieses
gelungene, geistliche Konzert mit langem Applaus. Bernhard Conrads
Südkurier, 25. März 2010 Passions-Vertonungen im Epochen-Vergleich Für gewöhnlich denkt man bei einem Passionskonzert an oratorische Passionen wie zum Beispiel die populäre Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach. Dass es neben oratorischen Passionsvertonungen eine fast unerschöpfliche Fülle von wunderschönen Werken über das Leiden und Sterben Jesu Christi gibt, ist oft weniger bekannt. Umso mehr darf man dankbar sein, wenn Jäger-Waldau aus einer gut gewählten, stimmigen Auswahl von Passionsvertonungen aus mehreren Stilepochen ein packendes Konzert zusammenstellt. Das Konzert begann mit italienischer Renaissancemusik. Claudio Monteverdis und Tomàs Luis de Victorias Chorsätze bezauberten durch dicht verwobene und dennoch schlicht wirkende Polyphonie. Die Motette „Tristis est anima mea“ entnommen aus den zumeist düster wirkenden „Responsorien zur Karwoche“ von Carlo Gesualdo di Venosa, überraschte durch für diese Epoche ungewöhnliche Chromatik und den kühnen Harmoniewechseln, die einen Chor ziemlich fordern. Ebenfalls sehr schön gesungen war der 51. Psalm „Miserere Dei“ von Gregorio Allegri. Die im Wechsel vorgetragenen einstimmigen Psalmodien und mehrstimmig auskomponierten Psalmverse luden zur Meditation ein. Vielleicht hätte ein etwas gemäßigteres Tempo diesen Effekt noch mehr unterstützt. Packend gestaltete der Chor Antonio Lottis dissonanzenreiches „Crucifixus“. Wunderbar differenziert gestaltete Jäger-Waldau durch ihr Dirigat Michael Haydens „Tenebrae factae sunt“. Expressiv darin gelang die Akklamation „Deus meus, ut quid me dereliquisti“ (Mein Gott, warum hast du mich verlassen) und das nachfolgende, feinfühlig-zarte „Et inclinato capite, emisit spiritum“ (und neigte das Haupt, und verschied). Anton Bruckners harmonisch reich gestaltetes Graduale „Christus factus est“ beeindruckte nicht nur durch Bruckners genialen Chorsatz, sondern auch durch den gewaltigen Dynamikumfang des Chores. Eine ganz andere Dimension an Chormusik wurde durch die beiden Stücke des Ungarn György Deák-Bárdis erlebbar. In diesen packenden Werken sind Dissonanzen, Klangcluster, Glissandi und andere moderne Stilmittel Bestandteile einer modernen Tonsprache. Beim „Eli, eli, lamma sabactháni“ wird die verzweifelte Situation Jesu am Kreuz musikalisch sehr plastisch ausgedrückt. Zwischen den Chorblöcken spielte Martin Weber auf der Nikolausorgel Choral und fünf Variationen aus der Passions-Partita „Sei gegrüßet, Jesu gütig“ von Bach und das packende „Präludium und Fuge über B-A-C-H“ von Liszt. Mit farbiger, ansprechender Registrierung, virtuoser Spieltechnik und subtiler Agogik, die zum Fugenbeginn fast bis zum Stillstand reichte, gelang es Weber, fesselnde Spannungsbögen aufzubauen und das großartige Orgelwerk zu einem Erlebnis zu machen. Bernhard Conrads Südkurier, 02. Dezember 2009 Advents- und Weihnachtskonzert 29. November 2009 im Münster St.Nikolaus Jubelklänge schallen durchs Kirchenschiff Ein großartiges Advents- und Weihnachtskonzert gelang dem Münster- und Kammerchor Überlingen sowie der Jugendkantorei im Münster. Das Konzert stand unter der Leitung der beiden Kirchenmusiker Melanie Jäger-Waldau und Martin Weber, die sich im Dirigat abwechselten. Weitere Mitwirkende waren Andreas Jetter an beiden Orgeln des Münsters und das vierstimmige „Nymphenburger Trompetenensemble“ aus München. Der Konzertabend machte deutlich, dass man keineswegs immer zu monumentalen Oratorien greifen muss, um ein ergreifendes geistliches Konzert bieten zu können. Jäger-Waldau und Weber präsentierten traumhaft schöne Meisterwerke, angefangen von polyphonen Kompositionen der Spätrenaissance und des Frühbarocks, über Chorsätze der Romantik und des 20. Jahrhunderts, bis hin zu zeitgenössischen Stücken. Vielseitig war die Auswahl an drei bis achtstimmigen, teilweise doppel- und tripelchörigen Kompositionen, die mit überzeugender Interpretation sehr unterschiedliche Stimmungsbilder der Advents- und Weihnachtszeit zuwege brachten. Bereits zu Beginn ließ das räumliche Klangerlebnis des „Rorando coeli“, dessen ruhig fließender Satz sich kanonisch auf einen Hauptchor vorn, sowie auf zwei Echochöre im Seitenschiff und auf der Orgelempore verteilt, aufhorchen. Kraftvoll und plakativ gestaltete der Chor mit „Machet die Tore weit“ und „Hosianna, dem Sohne Davids“ freudig-jubelnde, adventliche Erwartungsstimmung, die ebenso in Max Ehams zeitgenössischem, aber eher traditionell komponierten „Freuet euch“ mit Trompeten und Posaunen in ihrer Wirkung nochmals verstärkt zum Ausdruck kam. Christian Lahusens „Wisst ihr noch wie es geschehen“ war ein Beispiel für die blitzschnelle Wandelfähigkeit des Münster- und Kammerchores und der Jugendkantorei vom himmelhoch jauchzenden Lobpreis im Fortissimo zum ganz zart-innigen, aber dank wohldosierter Agogik dennoch spannenden Erzählen der Heilsgeschichte. Obwohl überwiegend nur dreistimmig hat es Zoltán Kodálys „Veni Emmanuel“ in sich. Der Chor meisterte diesen „Prüfstein für Intonationssicherheit“ mühelos. Packende Dynamikfähigkeit des Chores überzeugten beim „Ave Maria“ von Anton Bruckner und der beiden ineinander übergehenden doppelchörigen Werken von Mendelssohn-Bartholdy. Geradezu fesselnd gestaltete sich die etwas düstere a-moll Harmonik Benjamin Brittens „A Hymn to the virgin“, die im Mittelteil des Werkes mit Jazzharmonien kontrastieren, sehr effektvoll aufgeteilt auf einen Haupt- und einen Echochor. Überaus reizvoll auch Gábor Lisznyais „Puer natus est“. Schön, dass auch britische „Carols“ auf das Programm kamen. Deren fröhliche Ausdrucksweise, oft mit kraftvoller Orgelunterstützung gepaart, ist Ausdruck einer ganz eigenen und faszinierenden Singtradition. Hier kamen die lupenreinen und hellen Stimmen der Jugendkantorei besonders zum Tragen. Ein gewiss glücklicher Griff war das Engagement des Münchener Bläserensembles, das mit zwei Trompeten, Tenor- sowie Bassposaune die Programmblöcke mit wohlklingenden Interludien auflockerten. Weicher Ansatz, lupenreine Intonation und präzises sowie sehr differenziertes Zusammenspiel machte das Zuhören zu einem Genuss. Ein schönes Finale erfuhr das Konzert mit der Kombination der Sätze von Allan Willcocks und David Hill über „Nun freut euch ihr Christen“, in der die Zuhörer durch Mitsingen eingebunden wurden. Diese machten davon regen Gebrauch. Zusammen mit Überchor, Bläsern, und zwei Orgeln in einer von Jäger-Waldau adaptierten Fassung füllte sich der Kirchenraum mit freudigem Jubelklang, schöner kann ein Konzert nicht enden. Großer und langer Applaus. Bernhard Conrads Südkurier, 01. Juli 2009 Gepflegter
Chorklang, packende Dramatik: Der Überlinger Kammerchor und
Münsterchor unter der Leitung von Münsterkantorin Melanie
Jäger-Waldau führte das Oratorium "Paulus" von Felix Mendelssohn
Bartholdy auf. Es ist erstaunlich, welch monumentales Chorwerk der erst 25-jährige Komponist einst schuf. Immer wieder sind zwar Einflüsse seiner großen Vorbilder Bach und Händel unüberhörbar. Dennoch trägt das zweiteilige Oratorium ganz individuelle Züge der Tonsprache des Komponisten, in der romantische Elemente und liedhafte Arrangements mit barocken Formaten der Rezitative, Arien, Turbachöre und Choräle verquickt sind. Ganz zentral ist Mendelssohns Lichtmetaphorik, die Martin Weber ergänzte das Programm mit Orgelwerkenüber den Chor „Mache dich auf, es werde Licht“ immer wieder Verbindungen zwischen den einzelnen Stücken schafft. Der erste Teil erzählt die Geschichte der Steinigung des Heiligen Stephanus, für die sich Saulus von Tarsus ereifert. Auf dem Weg nach Damaskus erscheint ihm Jesus Christus, dessen Licht ihn blendet und bekehrt. Saulus legt seinen hebräischen Namen ab, um fortan den römischen Namen Paulus anzunehmen.
Der zweite Teil behandelt die Missionstätigkeit, in der der Bekehrte nun selbst in Bedrängnis gerät. Eingerahmt sind beide Teile in jeweils zwei monumental-expressive Chöre. Nicht nur hier bewies der Münster- und Kammerchor sein herausragendes sängerisches Niveau. Bei sehr ausgewogenem Chorklang zeigte der Chor Präsenz bei den Einsätzen, eine lupenreine Intonation auch in hohen Tonlagen, und eine fantastische Dynamikfähigkeit bei gleichbleibend guter Aussprache. Beachtenswert ist ferner die rasche Wandelbarkeit des Chores, der sich von einer „geifernden Volksfurie“ in den Juden- und Heidenchören blitzschnell zum innigsten, zarten Choral umzuschalten vermag. Absolut überzeugend wirkte zum Beispiel das fordernde „Steiniget ihn!“, das über einen verkürzten Dominant-Sept-Non-Akkord emotional extrem aufgeladen aus rund 70 Kehlen eindrücklich wie Fanfarenstöße skandiert hervordrang. Wem lief da keine Gänsehaut über den Rücken? Welch ein Genuss aber auch die lieblich, dynamisch und agogisch wohlgestalteten, kontemplativen Choräle. Wie schön ferner das von den Frauenstimmen völlig immateriell gesungene sphärisch-zarte „Saul! Saul! Was verfolgst Du mich“, das fast von dem vielleicht etwas zu lauten Orchester verdrängt wurde. Die Solistin Silke Schwarz gestaltete die Rezitative und Arien einfühlsam mit ihrer Sopranstimme, ausgestattet mit Wärme und charakteristischer Färbung. Das von ihr ebenfalls übernommene und in diesem Werk einzige Alt-Rezitativ und -arioso ist sicher ein akzeptabler Kompromiss. Andreas Weller vermochte seine dramatischen Tenorpartien in packender Weise singen und ließ auch bei lyrischen Stücken wie zum Beispiel „Sei getreu bis in den Tod“ keine Wünsche offen. Hanno Müller-Brachmann überzeugte mit einem wahrhaftig sonoren, biblischen Bass. Mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz hatte Jäger-Waldau ein Orchester zur Verfügung, das akkurate, saubere Orchesterarbeit ablieferte, wobei die begleitende, von Martin Weber gespielte Marienorgel zum Klangfundament nicht unwesentlich beitrug. Souverän fügte Jäger-Waldau mit ihrem Dirigat den Chor, das Orchester und die Solisten zu einem stimmigen Ensemble zusammen. Lange hielten die Zuhörer das Glockengeläut nach dem Schlussakkord nicht aus, die Begeisterung entlud sich in langen „Standing Ovations“. Bernhard Conrads
Südkurier, 18. November 2008 Südkurier, 01. Juli 2008 Zum Jubiläum J.S. Bach H-Moll-Messe in Überlingen Konzert am 29. Juni 2008 Eine Kirche, so meint man, betritt der Normalbürger im Sommer höchstens, um sich einige Momente der Abkühlung zu verschaffen. In Überlingen ist das anders. Das Münster ist voll besetzt, als Melanie Jäger-Waldau den Taktstock hebt für eines der komplexesten Werke der Musikgeschichte: Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe – ein etwas untypisches Werk für ein Chorjubiläum, das es an diesem Nachmittag zu feiern gilt. Seit 40 Jahren gibt es den Münster- und Kammerchor, seither auch die Münsterkonzerte. Die stehenden Ovationen, die das Publikum schließlich zollen wird, sind nicht zuletzt auch ihr ganz persönlich gewidmet. Mit 25 Jahren kam Jäger-Waldau 1995 nach Überlingen, frisch aus dem Studium auf eine Stelle, auf die sie sich selbst „keine Chance“ ausgerechnet hatte. Ihre Ankunft hat im Chor zunächst für einen Einbruch gesorgt. Auf 35 schrumpfte die Mitgliederzahl, wie das häufig bei einem Leitungswechsel zu beobachten ist. Doch das gab ihr auch die Chance für einen „Neuanfang“, und bereits nach zwei Jahren tummelten sich 80 Sängerinnen und Sänger in ihrem Ensemble, das bis heute, altersmäßig gut durchmischt, in dieser Stärke antritt und damit die Bezeichnung „Kammerchor“ eigentlich abgeben müsste. Der Neuanfang war verbunden mit neuen Klangbildern: Jäger-Waldau ist eine Freundin der historischen Aufführungspraxis und arbeitete auch für dieses Konzert mit dem Münchner Barockorchester „L’Arpa festante“ zusammen, das nicht nur spieltechnisch in die Geschichte zurückgreift, sondern auch auf alten (bzw. nachgebauten) Instrumenten musiziert. Gerade im Bläserklang horcht man da auf: Die historischen Flöten, Oboen, Fagotte und das Naturhorn klingen doch deutlich anders als ihre modernen Nachfolger und verleihen der Messe Seiten, die man vielleicht so bisher noch nicht gekannt hatte. Weicher wirkt die Musik, transparenter. (…) Was immer wieder überzeugt, ist der musikantische Geist, in dem die Aufführung steht: Die Chöre sind frei von Schwere, es wird im Tempo nicht geschleppt und im Tutti nicht gebrüllt, das Zusammenspiel mit Orchester, Organist und Solisten gelingt reibungslos, und es gibt viele Momente, an denen man auch als kritischer Hörer seine reine Freude hat: So der prächtige, von souveränen Blechbläsern begleitete Einsatz zum Gloria und dann der sanft zurückgenommene Übergang zur Textzeile „et in terra pax …“, die lebendige, dynamische Gestaltung im Credo oder der mitreißende Gottesjubel (mit kraftvollem Bass-Einsatz) im Sanctus. (…) Bettina Schröm Südkurier, 19. Dezember 2007 Rheinbergers "Der Stern von Bethlehem" und Mendelssohns Choralkantate "Vom Himmel hoch" Konzert am 16. Dezember 2007 So berührend kann Musik sein Schön. Oh, wie schön war das", resümieren die vielen Besucher nach lang anhaltendem, enthusiastischen Applaus im proppenvollen Überlinger Münster. Inspiriert wurden sie mit Rheinbergers Opus 164 ("Der Stern von Bethlehem") und dem ersten Teil aus Mendelssohns Oratorienfragments "Christus". Die frohe Botschaft von Christi Geburt unter die Haut gehend vermittelt haben der Münster- und Kammerchor und die Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben zusammen mit den Solisten Silke Schwarz (Sopran) und Marco Vasalli (Bariton). Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau, deren gezielte und fundierte Einstudierungen für Klang, Präzision, Sprache und Affekt bürgen, führte die bestens disponierten Mitwirkenden mit einfühlender Präzision in sparsamer, dezidierter Gestik zu einer homogenen Einheit. Kraftvoll, dynamisch, dicht und durchsichtig zugleich brach zur Eröffnung der chorische Jubel mit Mendelssohns Choralkantate "Vom Himmel hoch" über das Publikum jenseits des Altarraumes herein. Insgesamt bestach der Chor durch seine Beweglichkeit, Koloratursicherheit und die Intonation. Der Verlauf jeder einzelnen Stimme blieb hörbar, nichts verlor sich. (…) Gabi Rieger
Südkurier, 21. November 2006 "Sie fordert viel, und es macht sehr viel Spaß, mit Melanie Jäger-Waldau zu singen", hatte kurz vor Beginn des Konzertes ein Tenor aus den Reihen des 70 Stimmen starken Chores erklärt, der die a capella-Werke im Altarraum sang, und die folgende Dvorak-Messe in D-Dur op. 86 auf der Orgel-Empore. Ihr aufmerksamer Blickkontakt zur Dirigentin führte zum einen zur Verwirklichung spontaner Einfälle, die im sensiblen Aufgreifen der Publikums-Stimmung entstanden, zum anderen sorgte er für blitzsaubere Einsätze und eine ausgefeilte Dynamik.(...)
Südkurier, 28. Juni 2006
Südkurier, 20. Dezember 2005 Einmal ein kirchliches Weihnachtskonzert, das auf Bach völlig verzichtete! Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau hat es sich nicht leicht gemacht mit einem Programm, das ausschließlich für französische Romantik stand. Werke, die ohne volltönige Bläserklänge auskommen, aber mit einem präsenten und schlanken Streicherklang durch die Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben vertreten waren. Zudem konnte Jäger-Waldau durchweg souveräne Solisten gewinnen: Irene Mattausch (Sopran), Frauke May (Mezzosopran), Ulrike Clausen (Alt), Taylan Memioglu (Tenor) und Marco Vassalli (Bass). An der historischen Marienorgel begleitete Organist Andreas Rütschlin aus Villingen. Fast 90 Sängerinnen und Sänger des Münster-
und Kammerchores verbreiteten Atmosphäre im absolut voll
besetzten St.-Nikolaus-Münster. Schon im zuerst gehörten
Psalm 2 "Warum toben die Heiden", einer Motette für
Solobass, Chor, Streicher und Orgel von César Franck,
überzeugten Gestaltungskraft, saubere Artikulation und
Klangschönheit unter einem Dirigat von Melanie Jäger-Waldau,
das zu jeder Zeit durch klare und unprätentiöse Stabführung
erneut hohem musikalischem Ausdruck gerecht wurde. (...) Nach der
ebenso gelungenen "Messe de Noël"
von Fernand de la Tombelle stand ein weiterer französischer
Tondichter auf dem Programm: Camille Saint-Saëns
Weihnachtsoratorium für fünf Solostimmen, Streicher, Harfe,
Orgel, und Chor - hier noch verstärkt durch die frischen Stimmen
der Jugendkantorei. (...) Der Schlusschor mit seinem vierstimmigen
hymnischen "Alleluja" war am Ende eine Ode an
Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau, die auf zehn Jahre
ebenso erfolgreiche wie bedeutende Chor- und Orchesterarbeit am
St.-Nikolaus-Münster zurückblicken kann. Südkurier, 28. Juni 2005 Im homogenen, ausdrucksintensiven
Miteinander waren alle hoch motiviert und in allerbester Disposition.
Es war eine Freude, Melanie Jäger-Waldau in ihrem musikalischen,
auf solidem Werkverständnis beruhenden Dirigat zu erleben. Ihre
präzise wie einfühlsame Zeichengebung atmete eine in sich
ruhende, federnde Leichtigkeit, die auch das sehr agogische Singen
und Musizieren im homogen-harmonischen Miteinander spiegelte. (...)
Unter die Haut geht im Lauda Sion das geheimnisvolle „Sumit unus“,
das vor dynamisch ausschwingendem „Amen“ gesungen ist. (...) Im
Lobgesang besticht der stimmschöne Tenor mit lebendigem
Erzählcharakter.(...) „Saget es“, singt sich beschwörend
zunächst fast flüsternd, dann immer lauter und farbiger
werdend der Chor unter die Haut.(...) Von dem symphonischen Leuchten
der Philharmoniker singt a cappella der Chor den Dank so feierlich,
als trage er einen kostbaren, zerbrechlichen Schatz.(...)
Südkurier,
17. November 2004
Schwäbische
Zeitung 06. Juli 2004
Südkurier,
24. März 2004
Südkurier,
01. Juli 2003
Südkurier,
14. November 2002
Südkurier,
7. Mai 2002
Südkurier, 27. Juli 2000
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